BR-Törn 2000
Das Segeln kein billiger
Sport ist wußte ich ja schon länger, aber wie
unerwartet die Kosten in die Höhe schießen
können,
das habe ich erst auf dem Br-Törn im September 2000 erleben
müssen.
Eigentlich wollte ich nur,
in der Mannschaft mit Gerd, Holger, Jasmin, Karen und Marc,
meinen BR-Schein machen, wozu wir natürlich einen
Skipper(und Co-Skipper) brauchten. Da es zu einem Törn auf
dem Ijsselmeer und der angrenzenden holländischer
Wattensee, einer gründlichen Vorbereitung bedarf, hat uns
unser Törn-Organisator Bartek schon eine Woche vorher zum
Vortreffen ins Unicom eingeladen. Auch wenn
es in der Kürze der Zeit leider nicht möglich war
einen Skipper für uns aufzutreiben, bekamen wir schon mal
unseren Co-Skipper Bernhard und seinen erfahrenden Mitsegler
Michael vorgestellt. Nun konnten wir endlich die wichtigen
Details planen! Zügig wurde Bernhards Dosenbier-Vorschlag
abgelehnt, und wir konnten die anderen Einkäufe planen.
Für
den Einkauf wurden Marc, Gerd und ich bestimmt, da wir zusammen
in einem Auto fahren wollten. Bernhard teilte uns schon mal
für
die einzelnen Essen, die wir als Mannschaft für die Skipper
kochen sollten, ein damit klar war was wir einkaufen sollten.
Zum Schluß gaben uns Bernhard und Michael noch einige
wichtige Hinweise, so wußten wir alle nicht das H-Milch
binnen kürzester Zeit 'um geht', deshalb sollten wir nur
ganz wenig Milch kaufen. Außerdem konnten wir nicht
glauben das Segeln ohne lange(gelbe) Gummihandschuhe unmöglich
ist. Auf Nachfrage bestätigte Bernhard uns, das wir Barteks
Boot auf jeden Fall leicht einholen könnten. Da Bartek als
mit der schnellste Segler im UniSport gilt, mußte Bernhard
also ein absoluter Segelcrack sein.
Nun wo alles geklärt
war brauchten Gerd und ich unbedingt ein Bier, doch jetzt
mußten
wir hart sein, der Wirt hatte die Theke schon geschlossen! Es
blieb uns nichts, wir mußten gehen, ich hab mir echt
Sorgen gemacht das Gerd sich 'doll' macht, denn er hatte das
Bier nötig wie kaum einer zuvor.
In den nächsten Tagen
besprachen Gerd, Marc und ich noch einmal die Fahrt, den Einkauf
und wunderten uns, das sich immer noch kein Skipper bei uns
gemeldet hatte.
Am Freitag den 15.9. ging
es dann endlich los, wir drei trafen uns und fuhren ins Land der
Grachten, Windmühlen und der weltberühmten Tomaten.
Wegen der uns unbekannten Ladenschlußzeiten stoppten wir
wie geplant unterwegs, in Appeldorn. Mit unserem Einkaufszettel
bewaffnet betraten wir den Supermarkt, und begingen einen
Fehler! Wir nahmen nur einen Einkaufswagen mit! Als wir das
Geschäft, mit unseren 3 Wagen, verließen stand nur
noch ein Satz Spielkarten auf unserem Einkaufszettel, wir hatten
nichts vergessen. Nachdem wir die Einkäufe gerade noch, in
dem viel zu kleinen Volvokofferraum, untergebracht hatten fuhren
wir nach Lemmer wo unser Boot auf uns wartete.
Da lag sie nun, unser
Schiff, die 'Südwind'! An Bord begrüßte uns
unser Skipper, es war Bernhard der 'kurzfristig' vom Co-Skipper
zum Skipper befördert worden war. Und als Skipper hatte er
auch schon die ersten Kommandos gegeben, und den Rest der
Mannschaft zum Einkaufen geschickt! Die Menge kannten wir schon,
3 Einkaufswagen. Ohne zu erkennen wie fatal sich das
zusätzliche
Gewicht auf unseren Tiefgang auswirkte begannen wir die
Vorräte
zu verstauen. Anschließend folgte das Highlight des
Abends, die von Jasmin, wie besprochen, vorbereitete(sie hat
sich mental auf die Anwendung des Dosenöffners vorbereitet)
Suppe. Den Rest haben wir, nachdem wir als Gegenleistung den
Abwasch vereinbart hatten, Barteks Mannschaft überlassen.
So erfuhren wir auch das Barteks Boot in der Vorwoche mit
Tiefgangproblemen zu kämpfen hatte, die die
Küstenwache
jedoch schnell behoben hatte. Wie kann einem nur so etwas
passieren.
Am nächsten Morgen
stellten wir fest, das unser Abwasch immer noch da stand.
Anschließend wies uns Bernhard in die Bedienung des Bootes
ein, und bestand darauf das es auf dem Wasser absolut kein Bier
gibt. Auch wenn wir da noch nicht dran glaubten, er blieb in
diesem Punkt die ganze Woche hart, und entzog uns das Bier
konsequent. Das mußte ja zur Katastrophe führen ;-)
.
Beim motoren merkten wir noch, das der Leerlauf bei unserem
Gashebel irgendwie nicht funktionierte, warum sollten wir erst
viel später erfahren. Den Rest dieses trügerischen
Tages lief alles glatt, und das obwohl unser Co-Skipper Michael
erst am folgenden Tag eintreffen sollte.
Er
kam am nächsten Morgen zu uns in den Hafen von Hindeloopen,
und verzögerte unsere Abfahrt mit dem Einladen seiner
umfangreichen Ausrüstung(Besonders erwähnenswert,
sein
Taschen(groß)rechner, der zum navigieren völlig
unerläßlich ist, und da er zur
überlebenswichtigen
Ausrüstung gehört, bekamen wir jedes Detail dazu
erklärt!). Mit diesem Equipment konnte eigentlich nichts
mehr schief gehen können, wenn sich der zusätzliche
Ballast nur nicht auf dem Tiefgang ausgewirkt hätte...
Sehr spät an diesem
Morgen, wollten wir ablegen, unser Skipper entschied sich zum
'Eindampfen in die Achterspring'. Nachdem uns dieses eine Stunde
später immer noch nicht geglückt war, und zunehmend
mehr Holländer an Land standen um unser Manöver zu
begutachten, erbarmte sich einer uns mit seiner Yacht
herauszuschleppen. Nun begann unsere Fahrt nach Vlieland, die
noch so verhängnisvoll verlaufen sollte. Da Flaute
herrschte begannen wir die Fahrt unter Motor, in der Schleuse
zur Wattensee trafen wir durch Zufall Barteks Yacht die über
Nacht in Makkum lag und wegen der Flaute entsprechend lange zur
Schleuse gebraucht hat. Wir sollten erst vielspäter
erfahren warum die anderen beiden Boote so konsequent auf das
Motoren verzichteten, was wir auf Drängen von mir und
Jasmin glücklicherweise auch zunehmend taten.
Hinter der Schleuse, wo
zunehmend Wind aufkam, zog uns Barteks Yacht ziemlich schnell
ab, was unsere Skipper offensichtlich leicht irritierte. Der
Navigator meldete zwar das wir von der Fahrrinne in ein
Flachwassergebiet abkamen, aber wir hatten ja noch ein paar
Handbreit Wasser unterm Kiel. Als wir dann die Fahrrinne bis auf
wenige Meter erreicht hatten passierte es - Grundberührung!
Aber wir hatten noch einmal Glück, es rumste nur einmal und
wir kamen wieder in Fahrwasser. Es sollte sich noch zeigen, das
dies nur eine Warnung war.
Wir fuhren das Fahrwasser
weiter Richtung Harlingen, und folgten von dort der Betonnung
nach Vlieland. Entlang der roten Tonnen sollte, es laut der
Seekarte, unterhalb der Wasseroberfläche eine
wellenbrechende Mauer geben. Wären wir auch nur einmal
über
diese Linie hinaus gefahren hätte es uns leicht den Kiel
kosten können. Aber Gerd am Steuer hatte die Situation
perfekt unter Kontrolle, und wir machten nicht einen Schlag
zuviel. Dennoch waren die ständigen Wenden für uns
ziemlich anstrengend. Sicherheitshalber ging Bernhard unter Deck
um die Navigation zu übernehmen. Es dauerte sehr lange bis
wir das Ende der Mauer erreichten, aber mir gefiel das
eigentlich ganz gut den mir ist jedes noch so anstrengende
Manöver lieber als stundenlang auf ein und demselben Kurs
zu fahren.
Nachdem wir die Mauer
etwas hinter uns gelassen hatten, gab Bernhard uns von unten die
Anweisung, das wir etwas über den Tonnenstrich hinausfahren
könnten, da das Wasser dort tief genug ist. Er sah auf
unserem HighTech-GPS mit integrierter Seekarte die Tiefenlinien
genau verzeichnet, und wollte uns Bescheid geben wenn die
2m-Linie auf uns zu kam. Jetzt konnten wir mit einem Schlag
wirklich deutlich mehr Höhe gewinnen und da jetzt mehr Zeit
zwischen den Wenden lag nutzten wir die Zeit um Kaffee zu
kochen. Da ich gerade mit meinem Kaffee daneben stand erklärte
er mir noch wie er nach GPS navigiert, leider sah ich das
Gerät
nur von der Seite und nicht mit den Bildschirm. Natürlich
lehnte auch unser Skipper Bernhard den Kaffee nicht ab, aber
dann fiel ihm auf das er das GPS vernachlässigt hatte, und
als er sah das wir die 2m Linie bereits überschritten
hatten(Tiefgang 180cm) schrie er nur noch 'Wenden! Wenden!' nach
oben. Doch keine zwei Sekunden später stoppte die
'Südwind'
so abrupt, das wir uns nur schwer halten konnten. Wir waren mit
über 6 kn in den Schlick gerast und es bewegte sich nichts
mehr.
Es blieb uns nur noch die
Segel zu bergen. Während Bernhard eine Yacht zur Hilfe
herbei winkte, nutzte ich diese Zeit, wo eh nichts mehr zu
machen war, um erst mal einen Film in meine Kamera einzulegen...
Die
Holländische Yacht die uns zu Hilfe kam näherte sich
ganz vorsichtig, und das mit Recht, denn sie hatte auch 160cm
Tiefgang. Nach einigen Versuchen gelang es eine Leine herüber
zuwerfen. Wir probierten es mit der Leine am Heck befestigt zu
ziehen, doch die kleine holländische Yacht hatte keine
Chance gegen unsere tief im Schlick sitzende 42.2 Fuß-Yacht.
Als wir die Leine an unserem Bug befestigten, drehten sich unser
Schiff ein kleines Stück, und dann ging nichts mehr.
Bernhard erkannte bald das es so nichts brachte, und bat den
Holländer ein nicht weit entferntes Plattbodenboot um Hilfe
zu bitten. Es schien ewig zu dauern bis das Plattbodenboot
endlich begann seine Segel zu bergen. Dann näherte es sich
ganz vorsichtig und wir sahen wie sie am Bug die Tief mit einer
Stange maßen, es war nicht viel mehr als ein Meter. Das
Wasser mußte sehr schnell abgelaufen sein. Der
Plattbodenbootkapitän warf uns eine Leine zu, die wir unten
am Mast befestigen sollten. Dann fuhr er seinen Schiffsdiesel so
stark an die Leistungsgrenze, das sich riesige schwarze
Rauchwolken bildeten. Doch es brachte nichts!
Währenddessen
näherte
sich ein Schnellboot mit sehr hohem Aufbau, von dem wir dachten
es wäre ein Polizeiboot. Es traute sich jedoch nicht
näher
heran, und drehte nach ein paar Minuten ab. Offenbar hat es
jedoch andere Hilfe gerufen, denn plötzlich tauchte ein
riesiges orangenes Schlauchboot auf, dessen einzige nennenswerte
Eigenschaft offenbar Motorleistung war. Dieser professionelle
Bergeunternehmer wollte uns direkt sein Tau an Bord
schmeißen,
was wir zu seiner Verblüffung erst einmal ablehnten. Als
wir nach dem Preis fragten, wollte er es wohl gerne über
die Versicherung laufen lassen, aber auf seine Frage hin
erklärten wir ihm das wir gar keine hätten(Als ob wir
ein unversichertes Boot chartern würden, nur gab es eben
eine Selbstbeteiligung von 2000DM). Daraufhin wollte er von uns
einen Preis hören, als unser Tiefstapler Bernhard 30 Gulden
bot, sah man das schiere Entsetzen im Gesicht des Holländers,
das würde ja nicht mal für seinen Sprit reichen. Er
zählte dann die Personen an Bord und meinte 50 Gulden pro
Person. Offensichtlich konnte er nur bis 5(Personen) zählen,
und kam auf 250 Gulden, wo wir dann natürlich eingeschlagen
haben. Nun waren wir bereit seine Leine an Bord zu nehmen, und
belegten sie am Bug. Einfaches Ziehen brachte aber auch bei
dieser gigantischen Motorleistung nichts. Es dauerte lange bis
er mit seinen Schrauben den Schlick unter uns weggespült
hatte, dazu gab er seitlich von unserem Schiff, mit dem er ja
vertäut war, Vollgas. Nach über 20 Minuten schaffte
er
es dann endlich uns frei zu schleppen.
Wir
bezahlten ihn, ohne Rechnung, Bergeprotokoll, etc., und er
fragte uns noch nach dem Heimathafen. Da bekam ich schon Angst
das er es dem Vercharterer meldet, und wir winkten ihn noch mal
zurück. Er versicherte uns aber das von ihm keiner eine
Mittteilung bekommt, und selbst wenn wäre es nicht schlimm
gewesen, denn Bernhard hat als Heimathafen 'Lemmer' angegeben
und nicht den wirklichen Heimathafen 'Düsseldorf'.
Wir fuhren weiter nach
Vlieland wo schon Barteks Crew auf uns wartete, wir hatten uns
abgesprochen das wir nur mit Infos über unser kleines
Problem herausrücken, wenn wir jeweils ein Grolsch
dafür
ausgeben kriegen.
Wir kamen in der
Dämmerung
nach Vlieland, und machten seitlich von Barteks Boot fest.
Nachdem wir kurz an Land gegangen waren stellten wir fest das
Bernhard schon die ganze Story erzählt hatte, aber was sind
schon ein zwei Kästen Grolsch verglichen mit den
Crashkosten...
Am nächsten Morgen
mußten wir dann in den einen Kilometer entfernten Ort zum
Bier kaufen laufen. Und dann kam eine Story, die war einfach zu
schön und war zu sein, nachdem wir das Bier heran
geschleppt hatten entschieden sich unsere beiden Skipper dazu
einkaufen zu gehen. Als wir lange auf sie gewartet hatten,
erzählten sie uns dann die Story: Beim Einkaufen hatten die
beiden in einem Gewinnspiel gewonnen. Aber als sie uns den
Gewinn zeigten, kam ich mir dermaßen verarscht vor, das
ich mich fast 'doll' gemacht hätte. Es war ein Kilo
Fritiesfett.
Nachdem ich die Story dann
irgendwann doch geglaubt hatte, legten wir wieder ab mit dem
Ziel Amsterdam. Zunächst fuhren wir bei 6 Windstärken
direkt auf die Nordsee hinaus, nachdem Steuergirl Jasmin den
sowieso von ihr gehaltenen Geschwindigkeitsrekord, ab ca. 7.5kn
von einer LaOla-Welle begleitet, um mehrere zehntel Knoten
heraufsetzte, fuhren wir, bereits recht weit draußen, auf
eine Bohrinsel zu. Wir drehten dann auf Kurs SüdOst, bald
merkten wir jedoch das wir nur wenig Höhe gewannen. Wir
entschieden uns daher den Hafen von Oudeschild anzulaufen. Dazu
motorten wir mehrere Seemeilen, an einem holländischen
Kriegsschiff vorbei, um das Südkap von Texel herum.
Nach dem Anlegen mußte
uns Bernhard dann noch zeigen wie man den Motor ausschaltet. Da
er den Motorstopzug abgerissen hatte, ging das jetzt nur noch
nachdem man unter Deck den Motor von seiner Verkleidung befreit,
und zwischen den rotierenden Teilen einen kleinen Hebel
betätigte.
Spät abends
versuchten wir dann dort noch etwas zu essen zu bekommen, in
einer Kneipe bekamen wir dann auch noch unsere erste Frikandel
zu essen. Schwieriger war es dann schon das gute Wetter des
nächsten Tages zu sichern, dazu mußte ich mich
einiger Bitterballen von Jasmin annehmen und den anderen erging
es auch nicht viel besser.
Am nächsten Tag
ließ
das Wetter auch nicht viel zu wünschen übrig; Wind
pur! Wir fuhren bei Sonnenschein und gutem Wind wieder Richtung
Ijsselmeer. Nachdem wir unseren Skipper ein Stück nicht vom
motoren abhalten konnten, nutzte ich die Zeit ohne Krängung,
zum kochen einer leckeren Suppe.
Als wir dann wieder auf
dem Ijsselmeer waren ging es richtig ab, der Wind nahm immer
weiter zu. Irgendwann schaffte Steuerfrau Jasmin, irgendwie
schaffte sie es immer bei geilem Wind am Steuer zu stehen, den
Speedrekord auf 8.3kn zu steigern. Dann wurde es Bernhard aber
irgendwann doch zu heftig, auch wenn er die Windstärke(Es
waren 8 Windstärken, nur hielt er die 'Windeinheiten' auf
unserem Windmeßgerät für km/h und nicht
für
kn, so daß er von 4-5kn ausging) viel niedriger
einschätzte, er entschied sich zum Segelreffen.
Trotz reffen war es Jasmin
noch möglich den Speedrekord auf 8.6kn zu steigern, und sie
hätte sicher auch noch mehr rausgeholt, wenn nicht eine
unserer Wanten gebrochen wäre. Ganz ruhig entschied sich
unser Skipper dann zum Manöver 'Segel bergen', warum die in
den Lehrbüchern immer so plötzlich wenden
müssen???
Bei dem Seegang wurde ich, trotz meiner wasserdichten Jacke,
komplett durchnäßt. Wir entschieden uns nach
Enkhuizen zu motorern, da dort bessere Reparaturmöglichkeiten
bestanden, als im etwas näher liegenden Hafen von
Medemblik. Nach einer Stunde merkten wir das uns mal wieder ein
kommerzielles Rettungsboot umkreiste, waren wir schon bekannt,
oder war Windstärke 8 für eine Chartercrew ernsthaft
gefährlich? Wir schafften es bis Enkhuizen und legten, in
einem halbstündigen Manöver, mit etwas Hilfe am erst
besten Liegeplatz an.
Am nächsten Tag
besorgten wir einen neuen Stopzug für unseren Motor, und
ließen uns einen neuen Haltbolzen für unsere Want
drehen. Als wir dann nachmittags endlich los kamen, fuhren wir
Richtung Hoorn. Heute 'durfte' ich navigieren, das war auch
ziemlich einfach denn auf dem Maarkermeer gab es natürlich
nur wenig Seegang, und wenn wir nicht noch MOB-Manöver
geübt hätten wären wir mit einer Wende
ausgekommen. Das Anlegen in Hoorn, nicht um sonst wurde nach
dieser Stadt das gefährlichste Kap der Welt benannt ;-) ,
lief dann einfach nur katastrophal! Nach weit über einer
Stunde, mit Hilfe einiger Holländer, gelang unserem
Skipperduo am Steuer endlich ein Anlegemanöver. Am
nächsten
Morgen schien der Hafen meister es gar nicht fassen zu können,
wie unser Schiff da quer zu allen Boxen am Steg lag.
Den
folgenden Tag hatten wir eine weite Strecke vor uns, dafür
fast keinen Wind. Zunächst ging es nach Lelystad wo wir wir
Anlegemanöver üben wollten, anschließend
mußten
wir unbedingt nah Lemmer wo wir am folgenden Tag unsere
Prüfung
ablegen sollten.
In Lelystad setzten wir
zunächst Jasmin, Gerd und Marc zum Einkaufen ab, bevor wir
das An- und Ablegen unter Motor übten. Der erste war
Holger, er machte das Manöver einmal, da er aber mit seinen
gar nicht so schlechten Manöver unzufrieden war wollte er
sie noch einmal fahren. Doch als er auf die Kaimauer zu fuhr
ließ sich sich die Motorleistung nicht mehr
zurücknehmen,
unser Co-Skipper schaffte es dann, nach panischen
Herumprobieren, noch den Rückwärtsgang, allerdings
mit
Vollgas, einzulegen, dann ging nichts mehr. Dann beschleunigten
wir rückwärts auf eine luxuriöse 2 Mast
Yacht zu,
unserem Co-Skipper blieb nur noch den Motorstop zu betätigen.
Auch wenn wir das Steuer voll eingeschlagen hatten, rasten wir
nach wir vor, auf die anderen Yachten zu! Ich schaffte es gerade
noch einen Pfender loszumachen, und ihn nach hinten zu geben.
Damit konnten wir uns gerade noch von dem Poller abpfendern auf
den wir glücklicherweise statt auf die Yachten traffen. Wir
waren noch verdammt schnell, und wir wurden abrupt gestoppt! Wir
trieben zurück in die Mitte des Hafenbeckens, und ich
drängte, den immer noch sehr erschrockenen, Bernhard dazu
noch mal den Motor einzuschalten(Ich hatte es, durch den
ausgeschalteten Motor, noch einmal geschafft den Vorwärtsgang
einzulegen!). Nach einen kurzen Motorschub hatten wir wieder
genug Schwung um steuern zu können und wir fuhren langsam
auf die freie Kaimauer zu. An Land kamen gerade Marc, Gerd und
Jasmin zurück, und verstanden nicht was los war, wir
brachten sie gerade noch dazu unser Seil anzunehmen und uns an
die Kaimauer zu ziehen.
Nachdem wir über Funk
niemanden von unseren Booten erreichten, sprach Bernhard
folgende Nachricht auf Barteks Mobilfunk-Mailbox: 'Hallo Bartek,
wir liegen hier im Hafen von Lelystad mit Getriebeschaden, ruf
mich doch bitte unter... Scheiße! Jetzt hab ich meine
Nummer vergessen!'
Wir fanden dann nach
einiger Zeit heraus, das das Problem an einer dilettantischen
Reparatur(mit Kabelbindern) an den Seilzügen, unseres
Gashebels, lag. Michael gelang dann eine Reparatur, nach der der
Gashebel besser funktionierte als vorher(aber immer noch nicht
so wie er es sollte).
Wir motorten durch die
Schleuse aufs Ijsselmeer. Nach einiger Zeit konnten Jasmin und
ich, Bernhard doch noch dazu überreden unter Segel zu
fahren. Während ich die Navigation übernahm steuerte
Gerd draußen(es war verdammt kalt), abends mußte
das
Boot dann durch die extrem enge unbeleuchtete Tonnenstraße
nach Lemmer fahren. Das war das erste mal das ich nach Radar
navigieren mußte mußte. Wenn wir eine Tonne
getroffen hätte mich das wohl einen Kasten Grolsch
gekostet. Aber wir haben die Fahrrinnen perfekt getroffen.
Bernhard meinte es wäre
einfacher am erst besten Steg anzulegen, als bis zum für
die Südwind reservierten Anlegeplatz zu fahren. Das
rächte
sich jedoch doopelt, beim Anlegen fuhren wir uns leicht auf dem
Grund fest, nach einem kurzen Motorschub kamen wir aber wieder
frei. Der zweite Nachteil dieses Liegeplatzes traf nur Bernhard,
der irgendwann, von der Toilette kommend, aufs Boot humpelte, er
war auf dem weiten Weg vom äußersten Steg des Hafens
in ein gefährliches Loch am Anfang dieses Stegs getreten.
Am nächsten Tag
fuhren wir zur Prüfung, wir wahren als letzte dran, den
Prüfer nahmen wir auf dem Wasser an Bord. Die Prüfung
lief recht locker ab, erst fuhren wir alle nacheinander Wende,
Halse und 'Boje über Bord'. Den Prüfer fand unsere
Kommandos beim 'Boje über Bord' nicht richtig, das war aber
auch nicht so schlimm, denn diesmal zeigte Michael richtig
Einsatz, und schaffte es die Boje jedesmal auf Anhieb
aufzunehmen. Anschließend mußte Bernhard das Boot
zurück in den Hafen fahren, während wir unter Deck
noch ein paar Fragen beantworteten, und zum Schluß noch
eine Peilung machten. Damit hatten wir alle bestanden und der
Prüfer wollte eigentlich von Bord gehen, leider war
Bernhard währenddessen in das falsche Hafenbecken gefahren.
Nachdem der Prüfer im gezeigt hatte wo wir hin
müssen,
fuhr Bernhard das Anlegemanöver. Wir machten vorne fest,
pfenderten alles ab, und dann gab Bernhard noch einmal richtig
Gas. Der Bug drückte mit voller Kraft auf den Steg, so das
sich eine Latte laut knirschend von diesem löste. Als der
Prüfer von Bord ging gab er uns noch den Auftrag, den Steg
wieder herzurichten, und verabschiedete sich.
Jetzt
mußten wir noch zurück in die Box fahren, Jasmin
fuhr
rückwärts in die Box ohne einmal die Fahrtrichtung
wechseln zu müssen. Noch bevor wir richtig festgemacht
hatten, hörten wir den Vercharterer mit Bartek über
unsere Grundberührung sprechen.
Jetzt war der Tag
gelaufen, erst kam ein Taucher der das Schiff von unten
untersuchte, der aber nichts eindeutiges sagte. Außerdem
sollte das Schiff eine Woche später noch aus dem Wasser
gehoben werden. Doch das waren nicht die einzigen unerwarteten
Mehrkosten, da war noch die Endreinigung zu zahlen, und wir
erfuhren das wir(Bernhard wußte es wohl schon) nur wenige
Motorstunden frei(Spritkosten) hatten, und wir für den Rest
ganz erheblich blechen mußten.
Wir gingen dann noch
lecker Fisch essen, und fuhren anschließend ziemlich
frustriert nach Hause.